Erfassung planungsrelevanter und weiterer Wert gebender Brutvögel in den Naturschutzgebieten „Heessener Wald“ und „Lohbusch“ sowie im „Bergsenkungsgebiet Westhusen“ im Jahr 2020

Wolfgang Pott

 

Im Jahr 2020 wurden Revierkartierungen aller planungsrelevanten und weiterer Wert gebender Brutvogelarten in den Naturschutzgebieten (NSG) „Heessener Wald“ (34,73 ha) und „Lohbusch“ (7,36 ha) durchgeführt. Zusätzlich erfolgte für beide Waldgebiete eine Horstbaum-Erfassung. Darüber hinaus wurden die Brutbestände von Wert gebenden Offenland- und Feldvogelarten im angrenzenden „Bergsenkungsgebiet Westhusen“ (350 ha) erfasst.

Untersuchungsgebiet

Im NSG „Heessener Wald“ konnten 73 Brutvogelarten nachgewiesen werden, von denen 69 als wahrscheinliche und sichere (Status B und C) sowie vier als mögliche Brutvögel (Status A) eingestuft wurden. 26 dieser Arten gelten als planungsrelevant, davon 23 als wahrscheinliche und sichere und drei als mögliche Brutvögel. 17 Arten werden in der aktuellen Roten Liste (Kat. 1-3 und R) der gefährdeten Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens geführt, acht weitere Taxa finden sich in der Vorwarnliste (Kat. V). Die aktuelle Brutvogelgemeinschaft (Avizönose) im „Heessener Wald“ zeichnet sich besonders durch hohe Siedlungsdichten der Wert gebenden Spechtarten und die Brutvorkommen in Hamm (sehr) seltener Greifvogelarten aus. Die wohl wichtigste Wert gebende Schirmart ist der Schwarzspecht.

Schwarzspecht, Foto: W. Pott

Bisher unbekannt war das Brutvorkommen der Waldschnepfe. In z. T. (sehr) hohen Dichten siedeln die Leitarten Hohltaube, Kleiber, Gartenbaumläufer und Sumpfmeise sowie die Ubiquisten Buntspecht und Star. Aus avifaunistischer Sicht erstaunlich sind 4-5 Reviere des Waldbaumläufers, der erst seit den 1990er Jahren deutliche Ausbreitungstendenzen nach NW ins westfälische Tiefland zeigt. Sehr beachtlich ist darüber hinaus die hohe Siedlungsdichte des Waldkauzes (mit etwa 4 Revieren/km²).

Als auffälliges Defizit zu bewerten ist das vollständige Fehlen der in Hamm (relativ seltenen) Buchen- und Eichenwald-Leitarten Waldlaubsänger und Trauerschnäpper sowie der im Stadtgebiet ebenfalls selten gewordenen „Lichtwaldarten“ Gartenrotschwanz und Baumpieper.

Ergebnisse NSG „Heessener Wald“

Im NSG „Lohbusch“ konnten 41 Brutvogelarten nachgewiesen werden, von denen 38 als wahrscheinliche und sichere (Status B und C) sowie drei als mögliche Brutvögel (Status A) eingestuft wurden. 20 dieser Arten gelten als planungsrelevant, davon 18 als wahrscheinliche und sichere und zwei als mögliche Brutvögel. 12 Arten werden in der aktuellen Roten Liste (Kat. 1-3 und R) der gefährdeten Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens geführt, 9 weitere Taxa sind Bestandteil der Vorwarnliste (Kat. V). Die aktuelle Brutvogelgemeinschaft zeichnet sich durch die Vorkommen Wert gebender Spechtarten (Mittel-, Klein- und sogar Grauspecht) sowie besonders auch mehrerer in Hamm (sehr) seltener Greif- und Singvogelarten aus (darunter Wespenbussard, Rohrweihe, Habicht, Baumfalke, Waldlaubsänger und Pirol). Wie im NSG „Heessener Wald“ bisher unbekannt, war das Brutvorkommen der Waldschnepfe auch im „Lohbusch“.

Als formales Defizit zu bewerten ist im NSG „Lohbusch“ das vollständige Fehlen der in Hamm allerdings sehr selten gewordenen Auwaldarten Turteltaube und Weidenmeise als Leitarten der Birken- und Erlenbruchwälder sowie der Hartholzauen. Als Brutvögel fehlen außerdem Feldsperlinge (Leitart Hartholzauen) und der im Stadtgebiet ebenfalls seltene Gartenrotschwanz sowie der lokal etwas häufigere Trauerschnäpper als Leitarten der Eichen-Hainbuchenwälder.

Ergebnisse NSG „Lohbusch“

Im „Bergsenkungsgebiet Westhusen“ (einschließlich des Enniger Bergs) sind die Brutvorkommen von Kiebitz, Flussregenpfeifer, Waldschnepfe, Steinkauz, Waldkauz, Mittelspecht, Kleinsprecht, Feldlerche und Nachtigall von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung. Bemerkenswert sind die regional bedeutenden Rastbestände einiger Watvogelarten wie Flussregenpfeifer, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, Grünschenkel, Kampfläufer und Kiebitze.

Flussregenpfeifer (Weibchen), RHB-West, 28.05.2020, Foto: N. Pitrowski.

 

Vorschläge zu möglichen Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen werden gemacht.