Neues vom Biber und Fischotter 2020

Biber

Lippeaue

Im Frühjahr 2019 gingen von Seiten des ehrenamtlichen Naturschutzes und von den KollegInnen der ABU im Kreis Soest (die gerade dabei waren, ihr Lippe-Fischmonitoring durchzuführen) mehrere Sichtungen von Biberspuren in der Lippeaue Werne/Bergkamen ein. Einzelne Gehölze am Wehr südwestlich des Gersteinkraftwerkes, im Bereich des Umgehungsgerinnes Rünthe und im Bereich des evangelischen Friedhofes Heil wiesen typischen Winterverbiss auf.

Da der Biber sein Nahrungsspektrum gen Sommer auf Wasserpflanzen, Gräser und Kräuter umstellt, war es spannend zu sehen, ob der Biber auch im Winterhalbjahr 2020/2021 erneut „sichtbar“ werden würde.

Und tatsächlich, nach einer Begehung im Frühjahr 2021 entlang der Lippeufer in den NSG „Lippeaue von Stockum bis Werne“ und „Lippeaue von Werne bis Heil“ konnten zahlreiche Nachweise erbracht werden.

Ganz deutlich fielen drei Abschnitte ins Auge, in denen die Verbissspuren gehäuft vorlagen, zumal die Lippe fast entlang der ganzen betrachteten Fließstrecke von Gehölzen gesäumt wird. Auf der Insel innerhalb des Umgehungsgerinnes Rünthe, auf dem Fließabschnitt nördlich der Ökologiestation und rechtsseitig der Lippe im Bereich des Langerner Hufeisens waren zahlreiche Bäume und Sträucher am Ufer angenagt.

An Altwassern (z.B. bei „Drei-Altwasser“), Altarmen oder an Lippezuflüssen (z.B. am Beverbach) konnten ebenfalls einzelne Nachweise erbracht werden. Vorrangig wurden junge Weiden und Pappeln, aber auch Haselsträucher oder vereinzelt junge Eichen verbissen. Im Einzelfall wurden auch ältere Bäume mit größerem Brusthöhendurchmesser (BHD; siehe Übersichtkarte) und sogar Kopfbäume gewählt. In der Regel standen die verbissenen Gehölze nicht weiter als 10 Meter vom Gewässerufer entfernt. Nur im Einzelfall fanden sich Fraßspuren bis 20 Meter von der Uferlinie entfernt. Steilufer wurden in der Regel ausgespart. Augenscheinlich war gleichfalls, dass Uferpartien, die von Erholungssuchenden stärker frequentiert waren oder wo andere Störungsquellen vorlagen (z.B. Sanierungsarbeiten am Freibad Heil linksseitig der Lippe), gemieden wurden. Neben zahlreichen frischen Spuren konnten auch ältere Fraßspuren erhoben werden, die bis dahin noch unentdeckt waren.

frische Biberspuren an der Lippe westlich des Segelflugplatzes Lünen

Nachfolgend im März/April wurden nun auch Biberspuren westlich des Segelflugplatzes im NSG „Lippeaue von Lünen bis Schleuse Horst) gesichtet.

Diese Gemengelage legt nahe, dass es sich nicht mehr um ein durchziehendes Tier handelt. Sehr wahrschlich ist sogar, dass sich schon mehrere Tiere in der Lippeaue im Kreis Unna aufhalten und womöglich bereits anfangen einen Familienverbund zu gründen.

diese vom Biber bearbeitete Gehölzansammlung direkt am Ufer sieht schon sehr verdächtig aus

Es wird vermutet, dass die Tiere von den im Stadtgebiet Hamm stammenden Familienverbünden abgewandert sind.

Ruhraue

In der Ruhraue in Fröndenberg sind erstmals am 18.03.2019 von Gregor Zosel ein Biber und am 14.04.2019 von Andreas Wilke  Biberspuren entdeckt worden. Im Bereich des Hammer Wasserwerkes zwischen Fröndenberg-Neimen und Warmen sowie im Naturschutzgebiet „Kiebitzwiese“ sind seitdem an verschiedenen Stellen Biberfraßspuren registriert worden, die die Anwesenheit von mindestens einem Biber dort durchgehend bis zum Winter 2020/2021 belegen. Auch auf der gegenüberliegenden Ruhrseite im Naturschutzgebiet „Auf dem Stein“ im Märkischen Kreis ist die Anwesenheit der Art belegt. Im Bereich dieses für den Besucherverkehr gesperrten Naturschutzgebietes liegen ggf. auch die Tagesverstecke.

Biberfraßspur
Biber-Fraßspur im Hammer Wasserwerk in Fröndenberg am 18.02.2020

Biber
Biber am 23.02.2020 an der Ruhr in Fröndenberg

Kurzzeitig warf der Fund eines toten Bibers Anfang Oktober 2019  in Schwerte-Geisecke Fragen zum Status des Bibers in der Ruhraue auf: Das Naturschutzzentrum Märkischer Kreis und die AGON Schwerte konnten am 09.10.2019 einen bereits reichlich verwesten Biber gegenüber des Wellenbads Geisecke auf Märkischer Seite aus der Ruhr bergen. Das Tier wurde ins Naturkundemuseum des LWL nach Münster überstellt. Die Befürchtung, dass damit das Vorkommen in Fröndenberg wieder erloschen sei, bestätigte sich durch die neueren Nachweise nicht.

Eine im Winter 2020/21 durchgeführte Kartierung der Fraßspuren an der Ruhr legt derzeit ein räumlich eng begrenztes Einzelvorkommen in Fröndenberg nahe.

Die Frage der Herkunft des Fröndenberger Ruhrbibers ist offen: die nächsten Vorkommen befinden sich an der Lippe. Eine selbständige Anwanderung über den Haarstrang mit Querung von zwei Autobahnen erscheint ebenso schwierig wie die Passage vom Rhein ruhraufwärts. Aussetzungen im Kreis Unna sind nicht angezeigt worden.

Fischotter

2019 beauftragte die Biologische Station die Fischotterexpertin Anja Roy mit einem Fischottermonitoring im Kreis Unna. Angrenzende in nach Dortmund, Hamm und Soest hinein reichende Bereiche wurden dabei mit bearbeitet. Neben der reinen Nachweisuntersuchung per Trittsiegel und Losung, die an das seit Jahren bestehende Münsterlandmonitoring der Biologischen Station Kreis Recklinghausen, Biologischen Station Zwillbrock und des Naturschutzzentrums Kreis Coesfeld anlehnt, wurde auch eine Gefährdungs- und Konfliktpotentialanalye erstellt.

Trittsiegel vom Fischotter

Kartenauszug aus dem Bericht – Übersicht Monitoingpunkte

Nachdem in 2012 im NSG „Beversee“ der erste Fischotternachweis für den Kreis Unna erbracht wurde, konnten in den nachfolgenden Jahren immer wieder sporadisch bis zuletzt recht kontinuierlich Nachweise des Fischotters über das Münsterlandmonitoring im Nordwesten des Kreises Unna an Gewässern, die zum Einzugsgebiet der Lippe gehören, erbracht werden.

Nun konnte in 2019 auch gen Hamm/Soest die Art an der Lippe an sogenannten Zwangswechseln (hier die bestehenden Wehranlagen) nachgewiesen werden. Lediglich im ersten Quartal ergab sich ein Hinweis an der Ahse. Ansonsten Fehlanzeige.

Kartenauszug aus dem Bericht – Ergebnisübersicht

Es wird davon ausgegangen, dass dies in erster Linie mit der Barrierewirkung des Datteln-Hamm-Kanals in Kombination mit Siedlungsverbauung und Zerschneidungswirkungen durch den Straßenverkehr zu tun hat. Damit besteht aktuell kein direkter Ausbreitungskorridor für den Fischotter, um durch den Untersuchungsraum ins Ruhrsystem zu gelangen.

Es darf davon ausgegangen werden, dass die Lippe regelmäßig vom Fischotter genutzt wird und auch reproduktionsgeeignet ist.